Kooperation Mainz-Frankfurt: Internationale Fieldschool in Uganda

Das Mainzer Institut für Ethnologie und Afrikastudien (IfEAS) der Johannes-Gutenberg Universität setzte seine langjährige Lehrforschungserfahrung zur Vermittlung  interdisziplinärer Datenerhebung in Gebieten mit Konflikterfahrungen ein. Unter der Leitung von Prof. Bierschenk fand im Oktober 2016 eine zweiwöchige Field School für afrikanische und deutsche Doktoranden in Norduganda statt. Die internationale Feldforschungsübung ist eine Nachwuchsinitiative der JGU und Goethe-Universität, die zusammen mit staatlichen und universitären Kooperationspartnern in Uganda durchgeführt wurde. Von Seiten der Goethe-Universität sind das Zentrum für Interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) und der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften beteiligt.

 

Exemplarische Lehre: Was bedeutet interdisziplinäre Forschung?

 

Schon während der Eröffnung der Field School an der Makerere University in Kampala zeigten die Vorlesungen und Diskussionen, dass Interdisziplinarität eine Verständigung, über das was Wissenschaft ist und wie Disziplinen sich aufstellen, voraussetzt. Die Lehrenden aus Deutschland, Malawi und Südsudan präsentierten die unterschiedlichen analytischen Perspektiven sowie wissenschaftstheoretische und methodologische Herangehensweisen der jeweiligen Disziplinen (Ethnologie, Sozialgeschichte, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften). Auf dieser Grundlage entwickelten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Fieldschool ihre interdisziplinär ausgerichteten Forschungsvorhaben, die durch das praktische Training der Datenerhebung geübt und reflektiert wurden.

 

Forschendes Lernen: Was bedeutet ‚Water Governance‘ in Norduganda?

 

Die 20 Teilnehmenden aus dem Südsudan, Uganda, Malawi, Niger und Benin sowie aus Deutschland und der Schweiz, beschäftigten sich mit dem Thema Wasserversorgung. Entlang der Implementierung eines Systems von Wasserleitungsrohren, finanziert von der KfW Entwicklungsbank, wurde zunächst ein Forschungsdesign entworfen, dass dann in unterschiedlichen Kleinstädten in Norduganda (Patongo, Pajule, Anaka und Opit) von den einzelnen Forschungsteams umgesetzt wurde. Der Post-Konfliktsituation wurde eine besondere Beachtung und Reflektionsebene in der Vor- und Nachbereitung eingeräumt. Den Teilnehmern und Teilnehmerinnen sollte durch diese Übung das Wissen und die Kompetenz vermittelt werden, empirische Forschungen unter besonderen Bedingungen durchzuführen. Die Präsentation der Ergebnisse und die vorläufigen Datenanalyse ermöglichte einen strukturierten Einblick in die Komplexität von ‚Governance‘ im Wassersektor. Darüber hinaus konnten Interessengruppen und unerwartete Konflikte bei Wassernutzung, Versorgung und Umweltbedingungen heraus gearbeitet werden. Diese Informationen gingen wiederum direkt an die staatlichen Partner, die für die fortlaufende Implementierung der Wasserversorgung in Uganda zuständig sind.

 

Afrika-Forschung aus verschiedenen Perspektiven

 

Gleichermaßen relevant war für die Nachwuchsinitiative die internationale Vernetzung und gemeinsame Reflexion darüber, was Afrika-Forschung bedeutet. Die historischen Verquickungen von Forschung und die Selbstpositionierung der Forschenden waren dabei ebenso Gegenstand der Diskussionen in den international konstituierten Kleingruppen. Die ‚Überforschung‘ von bestimmten Regionen (in diesem Falle Gebiete in Norduganda) machte aktuelle Forschungsstrukturen besonders sichtbar. Den Nachwuchswissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen wurde die Gelegenheit geboten, ein internationales Netzwerk für neue Forschungsvorhaben zu etablieren.

 

Die Field School wurde am Institute of Peace and Strategic Studies (IPSS) der Gulu Universität durchgeführt. Die Kooperationspartner der Rhein-Main-Region (JGU und Goethe Universität) hatten sich in Zusammenarbeit mit der Juba University 2011 das Ziel gesetzt, zum langfristigen Aufbau der höheren Bildung im Südsudan beizutragen. Nach dem Wiederausbruch der bewaffneten Auseinandersetzung in Dezember 2013 entschieden sich die beteiligten Partner das gemeinsame Projekt in Uganda durchzuführen.

 

Ansprechpartner
Birthe Pater

Institution
Institut für Ethnologie und Afrikastudien Johannes Gutenberg Universität (JGU) Mainz

e-mail
fieldschool_uganda@uni-mainz.de

Projektpartner
Juba University (South Sudan), Gulu University IPSS (Uganda), Chancellor College UoM (Malawi), WSDF-N Ministry of Water and Environment (Uganda), KfW Country Office Uganda, Makerere University (Uganda).

Laufzeit
12/2014 – 12/2015

Förderung
Volkswagen Stiftung

Web-Seite
http://www.ifeas.uni-mainz.de/1828.php