Die Übersetzung der Netzstadt: Anpassung und Kreativität in städtischen Infrastruktursystemen Afrikas

Das Forschungsprojekt untersucht, wie die Übersetzung des zirkulierenden Ideals einer modernen Netzstadt die Stadtentwicklung sowie die Wasserversorgung, die Abwasserentsorgung, die Energieversorgung und den öffentlichen Personenverkehr in den Städten Dar es Salaam (Tansania) und Nairobi (Kenia) prägt. Dieses Ideal beinhaltet die Vorstellung flächendeckender Infrastrukturnetze, die Bereitstellung ubiquitärer, einheitlicher und standardisierter Leistungen durch öffentliche Unternehmen und eine weit reichende staatliche Verantwortung für die Produktion bzw. Regulierung der Infrastrukturdienste. Während die formellen Institutionen, Politiken und Gesetze Nairobis und Dar es Salaams diesem Ideal teilweise angepasst wurden, weichen die räumlich differenzierten Stadtmorphologien und Infrastrukturlandschaften beider Städten stark von diesem hegemonialen Ideal einer modernen Stadt ab. Vor dem Hintergrund dieses Widerspruchs werden die folgenden Hypothesen überprüft: 1) die städtische Infrastrukturversorgung unterscheidet sich hinsichtlich ihrer vielfältigen sozio-technischen Arrangements deutlich von dem Modell einer einheitlich netzgebundenen Versorgung mit einer hohen Regulierungsdichte des Staates, 2) jeder der vier Sektoren ist durch spezifische Übersetzungsdynamiken des Netzstadtmodells geprägt. Das Spektrum reicht von einer Anpassung an das Ideal, über kreative Formen der Aneignung und Hybridisierung bis hin zu seiner Ablehnung, 3) diese Übersetzungsdynamiken beeinflussen die stadträumliche Zersplitterung bzw. Vereinheitlichung beider Städte, 4) afrikanische Städte sind in besonderem Maße vor Herausforderungen gestellt, die international zirkulierenden Ideale in die vorhandenen stadträumlichen und sozio-technischen Arrangements zu übersetzen. Gerade diese Übersetzungsleistungen bedürfen einer stärkeren Berücksichtigung in Planungstheorie und -praxis. Mit der Überprüfung dieser Annahmen soll das Verständnis von Infrastrukturregimen in afrikanischen Städten erweitert und ein Beitrag zur Planungstheorie sowie zur sozial- und raumwissenschaftlichen Infrastrukturforschung geleistet werden. Mit dem Fokus auf urbane Infrastrukturen wird das Forschungsvorhaben das Verständnis von Anpassung und Kreativität in der (Re-)produktion afrikanischer Städte vertiefen.
Das Projekt wird innerhalb des DFG-Schwerpunktprogramms „Adaption und Kreativität in Afrika“ (www.spp1448.de) von August 2015 bis Juli 2017 gefördert.

Projektleitung: Prof. Dr. Jochen Monstadt (zusammen mit Prof. Dr. Sabine Baumgart, TU Dortmund)
Projektbearbeitung: Dr. Rémi de Bercegol (zusammen mit Dr. Wolfgang Scholz, Dr. Nadine Appelhans, TU Dortmund)

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Länder:

Kenia, Tansania

Web:

http://www.raumplanung.tu-darmstadt.de/fg_ruip/forschung_ruip/dfg_africa_networked_city/africa_networked_city.de.jsp

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