Ausstellung „Vergessene Welten und blinde Flecken“

Die mediale Vernachlässigung des Globalen Südens

Nicht selten weisen Medien einen blinden Fleck auf, wenn es sich um den Globalen Süden (sog. Dritte Welt- bzw. sog. Entwicklungs- und Schwellenländer) handelt. In der ersten Jahreshälfte 2022 wurde in der „Tagesschau“ zum Beispiel über das britische Königshaus umfangreicher berichtet als über den globalen Hunger und dem Sport mehr Sendezeit eingeräumt als allen Staaten des Globalen Südens zusammen.

Die verheerende mangelnde Nahrungsmittelversorgung in Ostafrika und der Tschadseeregion, durch die Ende des Jahres 2017 fast 37 Mio. Menschen vom Hungertod bedroht waren und die UN-Nothilfekoordinator Stephen O’Brien als größte drohende humanitäre Krise seit der Gründung der Vereinten Nationen bezeichnet hatte, wurde kaum beachtet. Auch der Jemen, wo 2017 die größte jemals in der Geschichte gemessene Cholera-Epidemie ausbrach, gehört zu den medial vergessenen Welten, denen keine Sondersendungen gewidmet werden.

Die Ausstellung „Vergessene Welten und blinde Flecken“ stellt die wichtigsten Ergebnisse einer Langzeitstudie vor, in der die Berichterstattung in verschiedenen sogenannten Leitmedien untersucht wurde. Hierzu gehört auch die Auswertung von über 5.500 Sendungen der „20:00 Uhr-Tagesschau“ aus den Jahren 1996 und 2007-2021.

Die Daten zeigen deutlich, dass die Verteilung der Beiträge geografisch sehr unausgewogen ist. Während dem sogenannten Westen weit überproportional hohe Aufmerksamkeit zufällt, werden zahlreiche Staaten des Globalen Südens an den Rand gedrängt oder teilweise sogar ignoriert.

Im „Corona-Jahr“ 2020 hat sich die Situation sogar noch zugespitzt: In nur etwa 5 % der Sendezeit, in der sich die „Tagesschau“ mit der Pandemie beschäftigte, berichtete sie über die Lage im Globalen Süden. Viele Katastrophen, wie die Zunahme der Hungernden auf der Welt in dieser Zeit um ca. 130 Millionen Menschen auf insgesamt 820 Millionen, wurden fast gar nicht berücksichtigt. Hierzu gehören auch die Auswirkungen des Super-Zyklons „Amphan“, der im Mai 2020 Küstenregionen von Indien und Bangladesch verwüstete und von dem ca. 60 Millionen Menschen betroffen waren.

Die Wanderausstellung wird vom 2. bis zum 22. Juli 2024 im Foyer des I.G. Farben-Hauses
der Goethe-Universität Frankfurt (Norbert-Wollheim-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main) zu sehen sein.

Die Ausstellungstafeln sowie die Studie selbst können auch unter folgender Adresse kostenlos eingesehen und heruntergeladen werden:
www.ivr-heidelberg.de

Auf der Internetseite ist auch eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen als Video-Präsentation zu finden sowie eine Unterschriften-Petition zur Beendigung der medialen Vernachlässigung des Globalen Südens.